Gerade einmal ein Jahr ist es her: Da stand ich im Dezember 2022 in Ushuaia und schaute neidig all den Schiffen hinterher, die sich von dort aus auf in die Antarktis machen. Auch ein paar neue Bekanntschaften waren schnell geknüpft, und so wurde meine Timeline kurz darauf mit Fotos von Pinguinen und Eisbergen geflutet.
Nun wird mir diese Ehre selber zuteil: Ich sitze aktuell an Bord der Hanseatic Spirit von Hapag-Lloyd Cruises, irgendwo zwischen den Falklandinseln und Südgeorgien. Ein guter Zeitpunkt, diesen Blog wieder etwas mit Leben zu füllen, nachdem er in den letzten Tagen eingeschlafen ist. Das liegt übrigens nicht daran, dass es nichts zu berichten gäbe – sondern vielmehr daran, dass ich gar nicht mehr dazu kam, all die spannenden Reisen zu verschriftlichen.
Nun ist ein Blog per Definition immer noch ein Tagebuch. Und genau daran möchte ich mich mal versuchen: Updates gibt es diesmal nur sporadisch auf Twitter und vielleicht Instagram, aber dafür (hoffentlich) regelmäßig an dieser Stelle.
Hier alle Teile dieses Reiseberichts:
- Teil 1: Von Ushuaia bis zu den Falklandinseln (Tage 0 – 5)
- Teil 2: Drei wundervolle Tage in Südgeorgien (Tage 6 – 8)
- Teil 3: Eine Woche Antarktis und Rückfahrt nach Ushuaia (Tage 9 – 18)
Und los geht’s:
Anreise: Pünktlich, nur ohne Gepäck
Flüge nach Südamerikas sind seit der Pandemie um ein Vielfaches teurer geworden. So hätte selbst ein Economy-Ticket über Weihnachten bei vierstelligen Eurobeträgen gelegen. Sehr gelegen kam mir da ein Business-Class-Deal: Im September gab es Flüge von Hamburg nach Lima, Peru und wieder zurück für etwa 900€, passend zur bereits gebuchten Kreuzfahrt.
Von Lima aus geht es mit einem Meilenticket weiter nach Buenos Aires. Für das letzte Stück Buenos Aires – Ushuaia buchte ich in weiser Voraussicht ein reguläres Economy-Ticket. Es hätte einen Charterflug von Hapag-Lloyd gegeben, der am Tag der Kreuzfahrt in Ushuaia ankommt. Allerdings ist Ushuaia immer eine Reise wert, und so plante ich vor Abfahrt noch 3 Nächte dort ein.
Insgesamt ergab sich somit folgende Reiseroute:
Insgesamt zwei Stopps mehr als nötig, aber auch nicht ganz absurd. Ein wenig gefährlich fürs Gepäck ist erfahrungsgemäß der Umstieg in London und so schrieb ich einem Kollegen noch kurz vor Abflug:
In LHR mache ich mir am ehesten Sorgen
Hellseher Peer, bezogen auf die Gefahr des Gepäckverlustes
Am Gate in London versicherte man mir noch, dass der Koffer an Bord sei. Tatsächlich trat der Worst Case ein: Als ich in Lima ankomme, liegt der Koffer (trotz 4h Zeit zum Umstieg) noch in London. Mit der Zeit schwindet auch die Hoffnung, dass der Koffer noch rechtzeitig nachgeliefert werden könnte. Statt drei Tagen Nationalpark und Gletschern schlendere ich in Ushuaia von Geschäft zu Geschäft und kaufe eine Schicht Kleidung nach der anderen. So wächst von Tag zu Tag mein Berg an Ersatzklamotten, bis ich schließlich alles Nötige beisammen habe.
Für die Ersatzkäufe zahlen muss ja ohnehin die Airline. Ob sie das freiwillig machen wird, ist eine andere Frage. Aber zu dem Thema später mehr.
Immerhin kann ich Ushuaia vom Hotel aus genießen. Aus dem Hotelzimmer im Aonikenk bietet sich ein guter Blick über die ganze Stadt:
Traumhaft ist auch das patagonische Lamm zum Abendessen. Bereits letztes Jahr hatte ich das Restaurant Bamboo in Ushuaia kennen gelernt. Eigentlich ein chinesisches All-you-can-Eat-Restaurant, dessen Highlight aber klar die Grillstation ist. Der Preis in Pesos hat sich in 12 Monaten vervielfacht, in Euro liegt es immer noch bei ca. 17€.
Tag 0: Einschiffung in Ushuaia
Der Gepäckverlust war ein absolut ärgerlicher Start der Reise. Aber das wichtigste ist nun vor allem: Ich selbst bin pünktlich in Ushuaia angekommen, hatte alle Flüge geschafft, alle notwendige Kleidung zusammen und am Tag vor der Abfahrt ist auch das Schiff in der zweit-südlichsten Stadt der Welt eingetroffen.
Ushuaia wird gerne als südlichste Stadt der Welt bezeichnet, aber Puerto Williams in Chile liegt noch südlicher, und verfügt ebenfalls über das Stadtrecht. Von daher geht der Titel meines Erachtens an die Chilenen.
Weiter zur Kreuzfahrt: Das Boarding ist für den 21. Dezember ab 16 Uhr angesetzt worden. So stand es in den gedruckten Unterlagen, die zusammen mit der Bordkarte ca. zwei Wochen vorher per Post eingetroffen sind.
Nach ein paar Last-Minute-Käufen stehe ich dann etwas überpünktlich vor dem unscheinbaren Hafengebäude, mitten in der Innenstadt Ushuaias gelegen:
Dort ist schon alles vorbereitet. Ich muss lediglich die Bordkarte vorzeigen und dann auf dem Schiff den Reisepass abgeben. Irgendwie schaffe ich es zudem, als erster Gast des Tages überhaupt einzuchecken, dabei war ich lediglich 10 Minuten zu früh. Schöne Premiere, passend zur ersten Kreuzfahrt meines Lebens. Der Empfang an Bord ist sehr herzlich, und ich lerne direkt einen Mitarbeiter kennen, dessen Gepäck es auch nicht geschafft hat.
Gebucht hatte ich ursprünglich eine Garantie-Außenkabine mit zufälliger Zuweisung. Erhalten habe ich ein kleines Upgrade, nämlich eine Panoramakabine mit größerem Fenster. Genauer gesagt wurde es für mich Kabine 509, recht weit im Bug des Schiffes gelegen. Die Zimmernummer wurde mit Erhalt der Bordkarte mitgeteilt.
Direkt nach dem Check-in ging es dann auch schon in die Kabine. Und für den ersten Eindruck reicht ein Wort: Wow.
Natürlich hatte ich mir vorab auf Bildern angeschaut, was mich erwartet. Aber vor Ort ist es dann immer noch mal etwas anderes. Die Kabine ist groß (ca. 22 m²), sehr stilvoll eingerichtet, und bietet alles was man für die anstehenden 18 Tage so brauchen kann. Dazu gehören u.a. ausreichend Möglickeiten, alle technischen Geräte zu laden. Hierzu gibt es zahlreiche USB-Ladebuchsen (Typ A und C) und Steckdosen, jeweils am Nachttisch und dem großen Schreibtisch.
Stauraum gibt es nicht nur im großen Kleiderschrank, sondern auch an zahlreichen anderen Stellen in der Kabine. Koffer und Taschen finden unter dem Bett Platz, dazu gibt es weitere Fächer in den Nachttischen, zwischen Bett und Kleiderschrank, am Schreibtisch und über der Minibar. Apropos Minibar… Diese wird täglich nachgefüllt und ist im Preis der Kreuzfahrt inklusive. Verdursten wird man also nicht:
Noch im Hafen von Ushuaia steht dann die erste Pflichtveranstaltung an, nämlich die Sicherheitseinweisung. Jeder muss also kurz mit Schwimmweste im Atrium vorstellig werden.
Meine erste Nacht auf einem Kreuzfahrtschiff läuft ereignislos. Es geht ohnehin zuerst durch den Beagle-Kanal, fast ohne Seegang. Derweil genieße ich das 7-Gänge-Abendessen im Bedienrestaurant. Alternativ kann das Dinner auch im Buffet-Restaurant Lido oder im Spezialitätenrestaurant L’Esprit eingenommen werden. Alle sind im Preis inbegriffen.
Vom Losfahren ist kaum etwas zu spüren und ich werde sanft in den Schlaf geschaukelt.
Tag 1: Erster Seetag
Irgendwann in den Morgenstunden verlässt die Hanseatic Spirit den schützenden Beagle-Kanal und betritt das offene Meer. Die Wellen nehmen nun etwas zu, bleiben aber absolut überschaubar. Bis zu den Falklandinseln sind noch 500 Kilometer zurückzulegen, sodass der erste Tag komplett auf See verbracht wird.
Langweilig wird es trotzdem nicht. Das Programm des Tages beginnt mit einem üppigen Frühstück. Im Anschluss wird jeder Gast zur Anprobe auf das Pooldeck gebeten. Hapag-Lloyd stellte leihweise Stiefel (bis Größe 52!) zur Verfügung und passende, blaue Parkas. Beide sind gut gepolstert, sollten aber für Ausflüge mit warmer Unterwäsche kombiniert werden.
Im Laufe des Tages fällt mir auf, dass der Lautsprecher für die Kabine auf aus gestellt war. So hatte ich bereits einige Ankündigungen verpasst. Aber die wichtigsten Infos stehen ohnehin in der Broschüre, die jeden Tag neu gedruckt wird:
Zum Pflichtprogramm zählen heute auch eine Einweisung in die bevorstehenden Fahrten mit dem Zodiac (Schlauchboot) und Umwelt-Regeln für Antarktis-Besucher.
Etwas ernüchternd ist eine Botschaft zum bevorstehenden Aufenthalt in Südgeorgien: Wegen der Vogelgruppe dürfen die größten Kolonien nur vom Wasser aus beobachtet werden, Landgänge fallen aus. Der Expeditionsleiter wirkt aber eher erleichtert – als hätten sie noch viel schlimmere Nachrichten erwartet.
Das Programm heute ist dicht getaktet. Um 12 Uhr geht es weiter mit einem Treffen der Alleinreisenden in der Observation Lounge. Letztere befindet sich in Etage 8, noch oberhalb der Brücke und ist ein toller Platz zum Verweilen. Das Treffen liefert mir zwei Erkenntnisse:
- Es sind doch ziemlich viele alleine unterwegs, ich habe die Zahl 30 im Kopf
- Innerhalb meiner Altersklasse bin ich der einzige Single. Die anderen Alleinreisenden sind 60+
Es knüpfen sich zumindest ein paar lockere Bekanntschaften und mit der Zeit kennt man das eine oder andere Gesicht, um sich z.B. beim Mittag an einen Tisch zu setzen. Die meiste Zeit schlendere ich aber alleine über Schiff.
Insgesamt ist der Altersschnitt etwas höher als erwartet und ich würde Durchschnitt und Median zwischen 60 und 70 Jahren schätzen. Insgesamt sind wir an Bord 197 Gäste, d.h. das Limit von 200 (außerhalb der Antarktis mehr) wird fast erreicht. (Klein-)Kinder sind nicht an Bord, neben mir gibt es aber noch ca. 10 bis 20 weitere Gäste im Alter zwischen 15 und 30 Jahren.
Erfrischend ist der Kontakt mit den Experten und Guides, die ebenfalls mitfahren und eher meiner Altersklasse entsprechen. Die sind, sofern es die Zeit zulässt, auch immer für etwas Smalltalk zu haben.
Ich versuche aktuell (noch), so viele Informationen einzusaugen wie möglich. Daher verbringe ich einige Stunden im Atrium und lausche Vorträgen über die Natur der Falklandinseln und dem den Plan für die nächsten Tage.
Zum Abendessen habe ich einen Platz im französischen Restaurant reserviert. Die Speisen sind exzellent, und heute gäbe es sogar gratis Kaviar (von mir nicht probiert).
Mit einem Punkt werde ich aber nicht ganz warm: Ein bedientes Abendessen dauert vom ersten bis zum letzten Gang immer ca. zwei Stunden. Und wer dabei alleine ist, starrt zwischen den Gängen irgendwann Löcher in die Wand. Die nächsten Tage wird daher eher das Buffet-Restaurant mein Freund.
Alle kalten Getränke zum Mittag- und Abendessen müssen bezahlt werden. Das ist bei teuren Weinen nachvollziehbar (Reste werden übrigens von Tag zu Tag aufbewahrt). Merkwürdig ist aus meiner Sicht, dass selbst eine Karaffe Wasser berechnet wird. Mit 2,30€ für 0,5 Liter sind die Preise absolut vertretbar. Aber wieso kostet Wasser im Restaurant, während ich es in der Minibar auf dem Zimmer kostenlos haben kann? Die insgesamt ca. 100€ Zusatzkosten sind im Vergleich zu den Gesamtkosten der Reise vernachlässigbar, passen aber nicht ganz zum Premium-Anspruch.
Etwas geizig ist Hapag-Lloyd auch beim Internet: Das kann eine Stunde pro Tag kostenfrei genutzt werden. Die Zeit lässt sich auch frei starten und stoppen. Man kann also kurz eine Minute lang WhatsApp-Nachrichten und E-Mails abrufen, das Internet dann wieder stoppen und sie in aller Ruhe (offline) beantworten. So blieben noch 59 Minuten für den Rest des Tages.
Was über die Stunde Gratisnutzung hinausgeht, wird aber teuer. 1 GB zusätzliches Datenvolumen kosten stolze 69€! Da ist eher noch die minutenbasierte Abrechnung mit 0,19€ / Minute (d.h. knapp 12€ pro Stunde) eine Alternative. Was fehlt, ist eine attraktive Tages-Flatrate. So etwas gibt es ausschließlich für Social-Media-Seiten, das kostet dann 5€ pro Tag.
Andererseits ist es auch ganz gut, dass das Internet limitiert ist. So kann man endlich mal ein paar Tage offline sein und abschalten, was zu hause – und selbst im „normalen“ Urlaub kaum gelingt.
Tag 2: Pinguine und Albatrosse auf den Falklandinseln
Nach dem gestrigen Seetag wird es heute das erste mal spannend. Es sind gleich zwei Anlandungen auf den Falklandinseln geplant: Direkt am Morgen steht New Island auf dem Programm, am Nachmittag dann die nahegelegene Carcass Island. Beide Inseln befinden sich im Nordwesten der Falklands, unweit von Saunders Island, das ich vor 4 Jahren per Flugzeug besucht hatte (Reisebericht hier).
Die knapp 200 Passagiere der Hanseatic Spirit wurden in 8 Zodiac-Gruppen eingeteilt. Diese werden ab 8 Uhr nach und nach aufgerufen und so auf die verschiedenen Schlauchboote verteilt.
Hier auf den Falklandinseln dürfen noch alle Passagiere gleichzeitig auf die Insel, später werden maximal 100 Passagiere auf einmal gestattet sein. Auf New Island bleiben uns fast drei Stunden Zeit, um die Insel zu erkunden. Der Pfad ist grob vorgegeben: Es geht vom Strand zu einer 3 km entfernten Albatross-Kolonie und wieder zurück. Wer mag, kann aber auch vorher umkehren.
Das Ein- und Aussteigen ins Schlauchboot gelingt erstaunlich einfach. Die Hanseatic Spirit verfügt über zwei Sidegates für Zodiacs (sowie eine Marina am Heck), wobei aber i.d.R. nur die an der windabgewandten Seite genutzt wird. Von dort aus geht es mit dem Boot an den Strand von New Island. Zodiac-Anlandungen sind dann ausnahmlos nass, d.h. es müssen ein paar Schritte durchs Wasser zurückgelegt werden. Nicht ohne Grund gibt es die Gummistiefel mit hohem Schaft. Wer früher zurück (bzw. auf Toilette) möchte, kann dies mit dem regelmäßigen Zodiac-Shuttle zum Schiff.
Super süß: Pinguin- und Albatros-Babies auf New Island
Direkt am Strand warten schon die ersten schwarz-weiß gestreiften Magellan-Pinguine auf uns. Etwas entfernt gibt es eine große Kolonie Eselspinguine. Die haben Anfang Dezember Nachwuchs bekommen und nach ca. 3 Wochen sind die Jungtiere schon im Kindergarten (eine Gruppe Gleichaltriger). Alleine hier könnte ich mich stundenlang hinsetzen und einfach dem Gewusel zuschauen. Aber mit der Kreuzfahrt ist es doch anders als per Individualreise, denn einen gewissen Zeitdruck gibt es selbst bei längeren Anlandungen.
Also geht es wenige Minuten (und hundert Fotos) später weiter zu den Albatrossen. Es gibt im Norden der Insel eine große, gemischte Kolonie von Schwarzbrauen-Albatrossen, Rockhoppern (= Felsenpinguinen) und ein paar Kormoranen. Die Küken der Albatrosse sind erst wenige Tage alt und unglaublich niedlich.
Gekommen bin ich (wie immer) für die Pinguine, aber tatsächlich verbringe ich diesmal mehr Zeit bei den jungen Albatrossen. Sie üben sogar schon fleißig die Flügel-Bewegung, die sie später im Leben brauchen werden (s. Foto oben). Auch die Rockhopper dazwischen sind ein gern gesehenes Fotomotiv. Natürlich muss der Sicherheitsabstand (6 Meter) eingehalten werden, und so empfiehlt sich stets ein Tele-Objektiv.
Insgesamt ist die Tierwelt und auch Landschaft auf allen Inseln der Falklands relativ ähnlich. Ein paar Inseln sind bergiger als andere, es gibt hier und da eine Pinguin-Art mehr als andernorts, aber das war es im Prinzip auch schon. Und doch ist jede Begegnung mit der Tierwelt aufs neue spannend.
Pinguine und Kekse auf Carcass Island
Das zeigt sich auch später beim Besuch der Carcass Island. Hier steht eine 4-Kilometer-Wanderung von einem Strand zur Siedlung der McGills an. Das fotografische Highlight ist hier ein Königspinguin, der sich offenbar verirrt hat. Daneben gibt es wieder viele Magellan- und einige Eselspinguine.
Im Tea House der dort ansässigen Familie werden dann Kekse mit Kaffee und Tee serviert. Für uns Gäste ist das kostenfrei, bezahlt hat also die Reederei.
Auf dem Rückweg merken wir erstmalig, dass Zodiac-Anlandungen immer wetterabhängig sind. Der Wind hat merklich zugenommen, und so wird der Shuttle-Service für kurze Zeit pausiert. Als es wieder los geht, schwappt die eine oder andere Welle ins Zodiac.
Wir kommen durchnässt auf dem Schiff an, wo die Crew heißen Punsch zum Aufwärmen vorbereitet hat. Für die Zodiac-Fahrten empfiehlt sich wasserfeste, idealerweise wasserdichte Kleidung. Eine Regenhose zum Überziehen habe ich in Ushuaia leider nicht bekommen, aber zumindest kann eine meiner zwei Skihosen jeweils trocknen.
Abseits vom Wellengang auf dem Rückweg haben wir wirklich Glück mit dem Wetter: Den ganzen Tag gibt es besten Sonnenschein. So darf es gerne weitergehen!
Tag 3: Heiligabend in Stanley
Der Tag beginnt mit einer kleinen Organisations-Panne: Im Tagesprogramm war Frühstück ab 07:00 Uhr angekündigt. Dort weiß man von nichts und hat sich auf das Frühstück erst ab 07:30 Uhr eingestellt.
Die Wartezeit lässt sich aber gut in der Panorama-Lounge auf Deck 8 überblicken. Das Schiff bahnt sich derweil nämlich den Weg durch die zerklüftete Landschaft der Falklandinseln in Richtung der Hauptstadt Stanley. Dort treffen wir dann pünktlich zur Frühstückszeit ein, und fahren vorbei an der Le Lyrial, der wir die Tage schon mehrfach begegnet sind.
Im Gegensatz zur Le Lyrial, die außen ankert, traut sich die Hanseatic Inspiration bis in den inneren Hafen von Stanley. Von dort sind es dann nur noch wenige hundert Meter bis zum Bootsanleger.
Dorthin gibt es heute keine Zodiac-Fahrten, sondern es wird getendert. Das heißt: Die Gäste steigen zunächst ins Rettungs- bzw. Tenderboot und fahren damit an Land. Dort legen unsere Boote direkt vor der Touristen-Information an, und es grüßt auch schon das Schild Welcome to the Falkland Islands.
Obwohl Heiligabend ist, hat in Stanley fast alles geöffnet: Tourist-Information, Supermärkte, Museum, Souvenir-Shops und sogar das Postamt. Auch zum öffentlichen Weihnachts-Gottesdienst um 10 Uhr sind die Kreuzfahrt-Passagiere herzlich eingeladen.
Ein beliebter Kurztrip in Stanley sind Fahrten zur Gypsy Cove (ca. 20 GBP, 15min pro Richtung). Da zeitgleich die Franzosen vor Ort sind, gibt es dorthin einen regelmäßigen Shuttle-Service mit Reisebussen. Ich kenne Gypsy Cove schon vom letzten Besuch der Falklandinseln, und Magellan-Pinguine gab es auf der Reise auch schon genug. Daher schlendere ich etwas durch die Stadt, aktualisiere im Supermarkt meine Preisliste der Kosten-Übersicht und besorge noch ein paar Souvenirs.
Im Supermarkt fallen mir die zahlreichen kostümierten Kunden auf. Offenbar eine Tradition zu Weihnachten, die für strahlende Kinderaugen sorgt.
Für den Nachmittag war eine besondere Veranstaltung in der Christ Church Cathedral angekündigt: Die Besatzung hat kurzerhand die ganze Kirche angemietet und heißt alle Passagiere zur (nur ein wenig religiösen) Weihnachts-Andacht willkommen. Unser Ozeanpianist weiß auch die Kirchenorgel zu bedienen und sorgt beim Weihnachtssingen für die passende Stimmung. Eine ganz besondere Atmosphäre und tolle Idee der Crew.
Ich dachte mir die letzten Tage schon, dass auf dem Schiff noch etwas Weihnachts-Deko fehlt. Auf dem Schiff dann die Überraschung: Man hat die Zeit in Stanley genutzt, um last-minute noch ein paar Weihnachtsbäume aufzutreiben. Direkt im großen Veranstaltungs-Saal (Hanse-Atrium) steht nun dieses pummelige Bäumchen – vom Kapitän liebevoll als Weihnachtskugel bezeichnet:
Die Besatzung gibt also ihr Bestes, um das Weihnachten im Südatlantik zu etwas besonderem zu machen. Dazu passt auch das Weihnachts-Dinner mit Gans und Knödeln am Abend. Dafür, dass 13.000 Kilometer von zuhause nicht so richtig Weihnachts-Stimmung aufkommen mag, kann ja niemand etwas. Trotzdem ist es toll, hier zu sein.
Tag 4: Weihnachten auf hoher See
Nachdem wir Stanley in den Abendstunden des 24. Dezember verlassen haben, steht nun eine lange Reise nach Südgeorgien an. Rund 1.500 Kilometer Strecke bedeuten: Es gibt gleich zwei Seetage am Stück. Natürlich gibt es an Bord der kleinen Hanseatic Spirit keine riesigen Kinosääle, Kasinos oder gar ein Theater. Allerdings wird der Tag mit drei Vorträgen ganz gut überbrückt:
- Morgens geht es um den Falkland-Konflikt zwischen Großbritannien und Argentinien. Für einen Falkland-Fan gibt es hier nicht viel Neues zu lernen, aber bislang habe ich noch keinen Vortrag ausgelassen.
- Nachmittags wird die geologische Geschichte der Antarktis präsentiert. Ein scheinbar trockenes Thema, das durch die ansprechende Vortragsweise aber zu gefallen weiß.
- Abends gibt es einen Re-Cap über die vergangenen Tage auf den Falklandinseln. Dort werden offene Fragen geklärt und mit ein paar Zusatz-Infos angereichert.
Zwischendurch nutze ich die Zeit, um an diesem Reisebericht zu tippen und all die Fotos der Falklandinseln zu sortieren. Der Seegang ist weiterhin gut auszuhalten. Ein paar Passagiere (inklusive mir) sehnen sich nun sogar nach ein paar größeren Wellen, einfach um es mal erlebt zu haben. Aber ich bin mir sicher, dass wir den Wunsch noch bereuen werden.
Bei mir setzt mit der Zeit eine gewisse See-Müdigkeit ein, und so nutze ich auf See gerne die Chance für einen Mittagsschlaf. Es ist zudem ganz schön, nicht ständig online sein zu müssen. Abends wird das Atrium zum Kinosaal umfunktioniert, und es läuft Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.
Tag 5: Zweiter Weihnachtsfeiertag (2. Seetag)
Das Frühstück wird wieder ab 07:30 serviert und ist – bis auf minimale Veränderungen bei z.B. der Fisch-Auswahl und dem Porridge, jeden Tag das gleiche. Es gibt dazu noch eine Option, die von Tag zu Tag abweicht, und das ist heute ein Bauern-Frühstück mit Ei, Kartoffeln und Co.
Die Behörden in Südgeorgien sind (zurecht) sehr penibel, was eingeschleppte Pflanzen und Samen angeht. Auf dem Pflichtprogramm steht daher eine Inspektion der Kleidung auf Rückstände. Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass sich in den Klettverschlüssen keine Rückstände befinden.
Das ist auch im Sinne der Gäste: Reedereien mit schlechtem Ranking bei der Bio-Sicherheit müssen sich zunächst einer Inspektion in Grytviken unterziehen oder dürfen überhaupt nicht an Land. Bei uns steht die Inspektion der Behörden ebenfalls noch an, allerdings dürfen – auf Vertrauensbasis – schon vorab andere Ziele besucht werden.
Unser Schiff ist mit einer modernen Stiefelwaschanlage ausgestattet, sodass das Putzen der Schuhe zum Kinderspiel wird:
Neben dem Check der Ausrüstung gibt es u.a. folgende Veranstaltungen:
- Shuffleboard-Spielen auf dem Oberdeck
- Gespräche mit Experten in der Ocean Academy, einem kleinen Labor mit großer Touchscreen-Wand
- Ein Vortrag über das Naturparadies Südgeorgien
- Ein Vortrag über Ernest Shackleton
- Ein Pre-Cap zu Südgeorgien. Das sind die wichtigsten Veranstaltungen, geben sie doch einen Ausblick auf die geplanten Anlandungen der kommenden Tage
Der Vortrag über Shackleton wird nach wenigen Minuten abgebrochen, denn ein Natur-Event stiehlt dem Polarforscher die Show: Wir passieren den ersten großen Eisberg. Während der Captain versucht, ihn einmal mit dem Schiff zu umrunden, werden auch mehrere Wale gesichtet.
Das Abendessen im Buffet-Restaurant fällt heute aus, und auch das französische Spezialitätenrestaurant bleibt geschlossen. Dafür gibt es zum Abschluss der Weihnachtsfeiertage etwas ganz Besonderes: Auf dem Pool-Deck veranstaltet das Team einen kleinen Weihnachtsmarkt mit Champignon-Pfanne, Grillstation, Glogg, gebrannten Mandeln und Co. Dazu gibt es ein paar typische Stände wie Dosenwerfen & Weihnachts-Souvenirs, wobei die Erlöse der Crewkasse zugutekommen.
Eine wirklich tolle Idee, die teilweise zu längeren Schlangen bei der Essensausgabe führt. Insgesamt jedenfalls ein sehr gelungener Abend.
Im Laufe des Tages werden aus einem Eisberg zehn und es käme niemand mehr auf die Idee, dafür einen Vortrag abzublasen.
Weiter geht es dann im zweiten Teil dieses Reiseberichts:
Eine interessante Reise und sehr klar/lebendig beschrieben 😉 🙂