Reisebericht: Mit der Hanseatic Spirit durch die Antarktis (Tage 9 – 18)

Reisebericht: Mit der Hanseatic Spirit durch die Antarktis (Tage 9 – 18)

Insgesamt 18 Nächte war ich im Dezember 2023 / Januar 2024 an Bord der Hanseatic Spirit. Die Antarktis-Reise war in etwa zweigeteilt: Die erste Hälfte verbrachten wir auf den Falklandinseln und im Naturparadies Südgeorgien. Im Anschluss ging es zu verschiedenen Zielen der Antarktis, wo wir noch einmal sechs volle Tage verbringen durften.

Auch in der Antarktis sollten wir unglaubliches Glück mit den Windverhältnissen haben: Es waren zehn Anlandungen bzw. Zodiac-Fahrten geplant und tatsächlich sind wir (mit nur kleinen Planänderungen) auch zehnmal von Bord gekommen. Nur der Sonnenschein hielt nicht bis zum Schluss. Aber lest – und vor allem seht – selbst in diesem dritten und letzten Teil des Reiseberichtes.

Hier alle Teile dieses Reiseberichts:

Und nachfolgend das Inhaltsverzeichnis dieses Artikels zur schnellen Navigation:

Inhaltsverzeichnis

Tag 9: Auf dem Weg in die Antarktis (Seetag)

Der neunte Tag unserer Reise (30.12.2023) ist eine gute Gelegenheit, das Schiff nach einer Woche an Bord noch etwas besser kennenzulernen. Denn ansonsten gibt es heute nicht viel zu tun: Nachdem wir gestern Südgeorgien verlassen haben, steht heute wieder ein Seetag an.

Der Tag beginnt in etwa so, wie der gestrige aufgehört hat: Mit Eisbergen. Heute passieren wir unseren bisher größten Eisberg, und der hat mit D29B sogar einen Namen. Er misst stolze 15 x 25 Kilometer und ist laut NASA vor mehr als zwei Jahren vom Schelfeis gebrochen.

Mit bloßem Auge konnte man gerade so Anfang und Ende des Eisberges auf einmal sehen, auf einem Foto ist das aber kaum festzuhalten. Daher hier nur ein kleiner Ausschnitt des riesigen Eisberges, gesehen durch das Pooldeck:

Toll sind die zahlreichen Bögen, die man an der Kante des Eisberges beobachten kann. Die Erosion funktioniert (meiner Vorstellung nach) ähnlich wie bei Felsen, nur halt um ein Vielfaches schneller.

Ein kleiner Ausschnitt der 25 Kilometer langen Eiskante

Etwa eine Stunde brauchen wir von einem Ende des Eisberges bis zum anderen. Es dauert aber nur wenige Minuten, bis das nächste Highlight gesichtet wird: Zwischen uns und dem Eis sind einige Finnwale unterwegs. Ich beobachte sie eine halbe Stunde lang. Irgendwann sind die Wale so nah, dass das Tele-Objektiv gar nicht mehr benötigt wird.

Zurück zum Kennenlernen des Schiffes: Ein netter Ort auf dem Schiff ist auch die Ocean Academy auf Deck 8. Dort gibt es ab und an Kurse am Mikroskop (nur sehr selten), aber dazu auch noch eine riesige und interaktive Touchscreen-Wand mit Infos aus aller Welt. Wer nicht stehen möchte, kann sich auch in einen der Sessel setzen und dort die gleichen Infos abfragen. Zudem ist hier fast nie etwas los, da kaum jemand den weiten Weg findet – die Ocean Academy ist nur übers Außendeck erreichbar. Fast schon zu ruhig, sodass ich meist doch lieber in der Observation Lounge sitze und etwas plaudere.

Direkt hinter der Ocean Academy gibt es eine große Freifläche am Heck. Die ist gut geeignet, um Fotos nach hinten zu schießen und dazu noch gut vom Wind geschützt. Als Bonus gibt es ein großes Schiffslogo.

Die Landschaft im Hintergrund gehört schon wieder zu Ushuaia, mir geht es um die große Freifläche und das Logo

Weiter geht die Kennenlern-Runde am Abend: Zuerst gibt es den Erstfahrer-Talk, in dem wir Erstfahrer in einer Art Speed-Dating Fragen an die Besatzung stellen können. Kurz darauf steht dann der Hotel-Manager allen gemeinsam Frage und Antwort. Wir erfahren unter anderem:

  • Insgesamt gibt es auf dem Crew 172 Besatzungsmitglieder für fast 200 Passagiere. Das ist – verglichen mit anderen Reedereien – extrem hoch und sicher dem Luxus-Charakter dieser Expeditionskreuzfahrt geschuldet. Dass quasi immer ein Kellner zur Stelle ist, ist mir vorher schon positiv aufgefallen.
  • Das Schiff kann etwa 30 Tage autark bleiben, danach wird es dann langsam Zeit, Lebensmittel und Sprit nachzufüllen.
  • Das Durchschnittsalter der Gäste auf dieser Tour beträgt 62 Jahre – und liegt damit noch vergleichsweise niedrig.

Damit geht der neunte Tag der Reise vorüber. Und das bedeutet leider auch: Die Hälfte ist schon vorbei.

Tag 10: Silvester in den Süd-Orkney-Inseln

Auch, wenn weiterhin der Weihnachtsbaum im Hanseatrium steht: Das letzte bisschen Weihnachtsstimmung ist inzwischen verflogen. Für uns Gäste der Hanseatic Spirit ist zunächst auch nicht an den Jahreswechsel zu denken, denn es steht noch ein anderes Event an: Wir erreichen endlich die Antarktis – also den Grund, wieso wir alle an Bord sind.

In den frühen Morgenstunden des 31. Dezember passieren wir den 60. Breitengrad und erreichen somit die antarktischen Gewässer. Angekündigt war eine sehenswerte Durchfahrt durch die Washington Strait, aber als ich um 5 Uhr aufwache, ist das bereits vorbei. Wir sind nun jedenfalls in den südlichen Orkney-Inseln angekommen. Die heißen so, weil sie auf dem gleichen Breitengrad liegen wie die britischen Orkney-Inseln, nur halt südlich des Äquators.

Was uns hier auf Coronation Island erwartet, ist jedenfalls sehr sehenswert: Das Schiff ist von Gletschern umgeben, die Steine sind mit Neuschnee bedeckt und dazu sind zahlreiche, blaue Eisberge auszumachen. Die Farbe liegt primär an der Anzahl der Lufteinschlüsse im Eis, mir scheint aber auch die Lichtsituation ein Faktor zu sein – mit Wolken ist die blaue Farbe deutlich intensiver.

Nach dem Seetag gestern steht heute auch wieder ein Landgang an:

Shingle Cove & die ersten Adelie-Pinguine

Als wir in Shingle Cove ankommen, ist aber noch offen, ob es wirklich klappt. Die ganze Bucht ist mit Eis bedeckt, und die Crew muss erst einmal schauen, ob man das Zodiac irgendwo sicher ans Land bekommt.

Bis dahin können wir zumindest schon mal die tolle Aussicht vom Schiff aus beobachten: Raue Inseln mit frischem Schnee und zahlreichen kleinen Eisschollen davor. Mit -4°C sind die Süd-Orkneys der kälteste Ort auf unserer Reise, durch die steife Brise sind es gefühlt -10.

Eisberge, Gletscher und schroffe Berge – was will man mehr?

Kurz darauf die Meldung: Man hat eine Anlandestelle gefunden. Im Anschluss gibt es hier in Shingle Cove eine kleine, aber nette Kolonie von Adelie-Pinguinen zu sehen. Der kurze Weg dorthin ist eisig und damit rutschig. Diesmal empfiehlt es sich wirklich, die Wanderstöcke mitzunehmen, die Hapag-Lloyd im Zimmer bereitstellt.

Gar nicht einfach, zwischen den Eisbergen irgendwo das Zodiac anzulanden

Wir dürfen bis auf ca. 6 Meter an die Adelie-Pinguine heran. Sie sind nah verwandt mit den Eselspinguinen, und eindeutig am weißen Ring um die Augen zu erkennen. Zudem haben sie bereits ihre Babys bei sich, die hier ca. 3 Wochen alt sind. Alles ist relativ dreckig. Genistet wird nur dort, wo kein Schnee liegt – aber dafür dann eben Matsch und Guano (Vogelkot).

Ihre Nester bauen Adelie-Pinguine aus kleinen Kieselsteinen. Die bekommen sie aber nicht von irgendwo, sondern stehlen sie auch gerne vom Nachbarnest. Wer sich dabei erwischen lässt, wird im besten Fall angeschrien, ab und an auch durch die ganze Kolonie gejagt.

Auch unser Schiff ist immer ein gern gesehenes Fotomotiv, vor allem vor so einer tollen Landschaft:

Pinguine in Shingle Cove, und dahinter unser Schiff

Weitere Pinguine gibt es kurz darauf auf den zahlreichen Eisschollen zu sehen.

Erste Orcas und Fahrt durchs Eismeer

Wieder an Bord stehlen erneut Wale einem Vortrag die Show. Das ist diesmal nicht ganz so schlimm, da man bei manch monotoner Vortragsweise ohnehin fast einschläft. Da sind die Wale, die sich draußen tummeln, fünfmal spannender. Diesmal handelt es sich um Orcas, eindeutig zu identifizieren am weißen Punkt hinter der Finne. An Fotos verzichte ich an dieser Stelle, denn später kamen die Schwertwale ohnehin noch viel näher.

Später entschuldigt sich der Kapitän, dass es bald etwas rumpeln würde. Wir müssen durch ein Eisfeld durch, da alles andere einen großen Umweg bedeuten würde. Die Hanseatic Spirit verfügt (wie die Schwesterschiffe) über die Eisklasse PC6 und könnte so auch durch dünnes Packeis fahren.

Auf dem Spirit Walk und der Aussichtsterrasse oben sind zahlreiche Passagiere zusammengekommen, um das Spektakel zu beobachten. Der Kapitän hat uns (mithilfe des Radars) aber gekonnt durch die Eisberge gesteuert, sodass nur noch ein paar wenige Schollen wegzuschieben sind. Trotzdem spannend.

Silvesterabend und -party im Atrium

Von den Orkney-Inseln sind es noch einmal fast 700 Kilometer bis zur antarktischen Halbinsel. Den Rest des Tages verbringen wir also auf See und fahren derweil weiter Richtung Süden. Erst morgen Nachmittag werden wir dann auf Paulet Island im Weddell-Meer eintreffen.

Der Rest des Tages steht dann ohnehin im Zeichen des Jahreswechsels. Los geht es mit dem Silvester-Dinner. Zum Glück habe ich in Ushuaia noch ein dunkles Hemd bekommen und bin so nicht völlig underdressed. Natürlich sitzen zur Feier des Tages viele Herren im Anzug, aber da es selbst zum Feiertag recht leger zugeht, reicht mir das Hemd völlig – ich bin damit auch nicht ganz der einzige.

Nun wird es etwas… kniffliger. Beim Alleinreisenden-Treffen zum Beginn der Reise war angekündigt, es würde abends stets einen Single-Tisch im Hanseatic geben, an den sich Alleinreisende gesellen können. Ich frage nach diesem, werde aber an einen Zweiertisch gesetzt – und bleibe dort 90 Minuten alleine. Weihnachten hatte sich dann wenigstens eine ältere Dame zu mir gesetzt und man konnte etwas plaudern.

Offenbar haben sich die anderen Alleinreisenden diesmal entweder in eigenen Arrangements zusammengefunden oder sitzen im Lido-Buffet-Restaurant. Vor allem ersteres wäre im Nachhinein betrachtet die bessere Idee gewesen, statt das Silvester-Essen nicht nur fernab der Familie, sondern auch am Einzeltisch zu verbringen. Es ginge zumindest schneller, wenn man nicht auf jeden Gang 20 Minuten warten müsste – aber ich denke, diese Entschleunigung ist von den meisten erwünscht.

Was die Qualität der Speisen angeht, so gibt es auch heute keinerlei Anlass zur Kritik. Der Lobster Thermidor ist sehr gut, das Beef Wellington hervorragend. Aufgrund der kleinen Portionen habe ich diesmal einfach eine zweite Hauptmahlzeit als Zwischengang bestellt, und so beides probiert.

In der Observation Lounge bin ich mittlerweile Stammgast und treffe auf einige bekannte Gesichter. Und der Rest des Abends sollte dann ohnehin wieder deutlich geselliger werden.

Dinner for One lasse ich aus, aber den Silvester-Abend (Beginn um 22:30 Uhr) natürlich nicht. Ich bin schon ein wenig früher da und bekomme mit, wie das Hanseatrium dekoriert wird. Das verspricht eine wirklich schöne Stimmung:

Eine ganz besonders tolle Deko ist das Stück Gletscher-Eis, das bei der letzten Antarktis-Runde gefischt und seitdem im Tiefkühler aufbewahrt wurde. Passend dazu: Champagner aus der 9-Liter-Flasche (und davon insgesamt drei Stück):

Zur Feier des Tages gehen heute auch andere Getränke aufs Haus, inklusive meines geliebten Van Nahmen Fruchtsecco – normalerweise kostet ein Glas davon schon knapp 7€.

Um Mitternacht gibt es dann den obligatorischen Countdown und… mein erstes Silvester ohne Feuerwerk. Die nächst halbe Stunde bin ich damit beschäftigt, jedem ein frohes neues Jahr zu wünschen, den man zumindest einmal entfernt wahrgenommen hat. Durch die familiäre Atmosphäre sind das so einige, und teilweise umarmt man sich sogar schon.

Kleine Snacks dürfen natürlich nicht fehlen. Wenn es schon kein Feuerwerk gibt, dann zumindest einen Berliner:

In den Stunden darauf wird zusammen geredet, gelacht und getanzt. Und auch am mittlerweile zehnten Tag der Reise lernt ich immer noch neue Leute kennen, die ich bisher nicht so wirklich wahrgenommen habe. Klar ist jedenfalls: Die Nacht wird lang.

Der DJ lässt sich allerdings nur widerwillig von den Musikwünschen der Generation U35 überzeugen. Als sich die Party kurz vor 3 dem Ende entgegen neigt, stellen wir „jungen“ dennoch (gefühlt) die Mehrheit. Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Hanseatic Spirit tatsächlich noch zu einer Art Partyschiff wird.

Während draußen bereits die Sonne aufgeht, gehe ich zufrieden und erschöpft ins Bett. Das Frühstück am nächsten Morgen muss dann ausfallen, denn selbst am Neujahrstag geht es nur bis 10 Uhr.

Nachts passieren wir dann noch den 70 Kilometer langen Tafeleisberg A23A – den größten in der Region. Der wurde zwar angeteasert, aber als wir ihn dann irgendwann in der Nacht passiert haben, fiel kein Wort mehr dazu.

Tag 11: Ein traumhafter Neujahrstag

Wer das Frühstück verpasst hat, findet in der Observation Lounge immer noch ein paar Kleinigkeiten wie Joghurt und Franzbrötchen. Ich schaffe es überraschenderweise, mich für einen Vortrag über Otto Nordenskjöld aufzuraffen, der den denkbar undankbarsten Zeitslot abbekommen hat: Am Neujahrsmorgen um 10.

Wir sind ja mittlerweile offiziell in der Antarktis, und so dürfen natürlich die Eisberge nicht fehlen. Die sind heute besonders schön: Einer sieht aus wie das Matterhorn, auf dem anderen sitzen zahlreiche Pinguine.

Am Vormittag werden auch die Exkursionen für heute und morgen offenbart. Heute werden wir in Paulet Island anlanden, und morgen dann erstmals antarktische Festland betreten. Im Vergleich zur ursprünglichen Planung erhalten wir einen zusätzlichen Tag im Weddellmeer. Der angekündigte Plan soll in der Form aber nicht lange halten.

Was ist schwarz-weiß und stört beim Mittagessen? Orcas

Ich sitze gerade beim Mittagessen (entspricht heute an Neujahr eher dem Frühstück), als aufmerksame Mitreisende Walblas entdecken. Heute sind es aber nicht irgendwelche Wale, sondern Orcas. So leert sich schlagartig das Restaurant und jeder stürmt auf die Außendecks.

Dort angekommen bietet sich uns ein wahres Naturschauspiel. Eine Gruppe Orcas jagt einen jungen Buckelwal. Anfangs beginnt dies in einer Entfernung von ca. 400 Metern beginnt, zwischenzeitig kommen Wale und Orcas auf bis zu fünf Meter an unser Schiff heran. Ich kann die Situation gar nicht rechtzeitig realisieren, und erwische die Orcas nur noch unter Wasser:

Nicht ganz einfach mit dem Tele-Objektiv

Bei den Walen habe ich mehr Glück und schaffe es noch rechtzeitig für ein Video, das Handy zu zücken:

Buckelwale vor der Hanseatic Spirit (Antarktis)

Mit einem Klick auf den Play-Button wird das Vido von YouTube geladen. Damit akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.

Das Spektakel ist aber noch nicht vorbei. Der Kapitän nimmt zwischenzeitig ganz das Gas heraus, und dann treiben wir nur noch ganz langsam durchs Geschehen. So stehe ich mindestens eine Stunde auf dem Spirit Walk und erhalte zahlreiche Gelegenheiten, um Finne, Flosse und Fluke aus allen Winkeln abzulichten. Hier eine Foto-Auswahl:

Zwischenzeitig gibt es eine Ansage an die Crew: Auch sie solle doch auf die Außendecks kommen und die Orcas bewundern. Solch eine Situation scheint also selbst für Expeditions-Kreuzfahrten nicht alltäglich.

Irgendwann ist auch der schönste Moment vorbei, und wir müssen weiter. Allerdings hat der ungeplante Orca-Stopp den frisch geschmiedeten Tagesplan direkt wieder zunichte gemacht. In Paulet Island wird die Zeit zu knapp, und ohnehin sei es beim heutigen Traumwetter doch eine super Idee, schon am Neujahrstag die antarktische Halbinsel zu betreten.

Da kann niemand widersprechen. Ich bin positiv überrascht, wie kurzfristig das Expeditions-Team auf solche unvorhersehbaren Situationen reagiert. Und natürlich ist auch etwas Glück dabei: Aktuell ist im Weddellmeer wenig los, und wir erhalten noch für heute Nachmittag einen Zeitslot in Brown Bluff.

Das Wetter könnte zudem nicht besser sein. Es hat zwar nur 4° Celsius, aber dazu knallt die Sonne und es ist beinahe windstill. Normalerweise ist es auf den Außendecks selbst unter 3 Schichten Kleidung eisig kalt, heute reichen Pullover und Parka.

Ankunft in Brown Bluff

Passend zum besten Wetter fahren wir durch traumhafte Szenerie. So verbringen viele Mitreisende (inkl. mir) fast die gesamte Zeit von 12 bis 16 Uhr irgendwo zwischen Spirit Walk, Observation Lounge und Deck 9 (ganz oben, mit bestem Rundum-Blick).

Türkisblaue Eisberge, kilometerlange Gletscher, dazu hüpfende Pinguine, egal, wohin man schaut. Ziemlich genau so habe ich mir die Antarktis vorgestellt – nur ist die Realität heute irgendwie noch perfekter als die Vorstellung. Die Stimmung ist so toll, dass sie von den Fotos nicht mal ansatzweise übermittelt werden kann. Kneift mich mal jemand?

Auch nach über einer Woche auf dem Schiff lassen sich noch neue Kontakte knüpfen. Und so wächst auch stetig der Personenkreis an Personen, die freudig gegrüßt werden. Das ist ein Vorteil an einer Kreuzfahrt, an den ich noch nie gedacht hatte: Es gibt keine Hemnisse, jemanden anzusprechen und so lernt man viel schneller neue Leute kennen.

Brown Bluff: Pinguine, Eisberge & Mee(h)r

Ich schaffe es nach den ganzen Fotos gerade noch rechtzeitig zum Aufruf meiner Farbgruppe, in die warme Winterkleidung zu schlüpfen, denn der Landausflug steht an.

Heute ist auch schon die Fahrt mit den Zodiacs ein kleines Highlight. Wenige Meter vor uns hüpfen die Pinguine durchs Wasser, rechts stehen einige auf den Eisschollen, und links gibt es einen besonders fotogenen Eisberg mit Loch:

Was für ein schöner Eisberg!

Am Land angekommen, gibt es zwei Optionen: Eine kleine Wanderung zum Aussichtspunkt (über Ausläufer eines Gletschers) oder zur Kolonie der Adelie-Pinguine. Wir haben anderthalb Stunden Zeit an Land, und so reicht die Zeit auch problemlos für beides. Zu beachten ist nur der Querverkehr: Pinguine haben immer Vorrang.

Uns wird erzählt, dass hier etwa 10.000 Paare an Adelie-Pinguinen brüten. Wenn man so in die Hügel blickt, erscheint die Zahl sogar etwas niedrig angesetzt: Die Landschaft ist schier endlos mit Pinguinen besetzt:

Die ganzen Hügel im Hintergrund sind mit Pinguinen bevölkert

Ein wenig überrascht bin ich, noch so viele brütende Pinguine vorzufinden. Eigentlich sollten die meisten Küken Anfang Januar bereits geschlüft sein. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich aber zumindest das eine oder andere Pinguin-Baby. Dann hilft nur noch Geduld, damit von den grauen Wollknäueln auch mal der Schnabel in Richtung Kamera schaut.

Nun werden Küken bekanntlich nicht vom Storch gebracht, und so können wir auch die Paarung zweier Adelie-Pinguine beobachten:

Auf folgendem Foto ist gut die Brut-Falte eines Eselspinguins zu sehen. Dort fallen ihnen die Federn aus, damit das Ei möglichst gut gewärmt werden kann:

Vom Hügel aus gibt es einen recht guten Panorama-Blick über die Bucht. Zwischen den ganzen Eisbergen schaut unser Schiff ziemlich klein aus:

Wer findet das Schiff?

Man muss nicht mal an Land, um Pinguine zu beobachten. Auch vom Schiff aus kann man gut verfolgen, wie sie auf Eisschollen springen, sich kurz ausruhen, und dann wieder im Wasser verschwinden.

Sogar unter Wasser sind die Pinguine bei dem klaren Wasser gut zu erkennen:

Heute bin ich froh, in der ersten Zodiac-Gruppe gewesen zu sein, denn die zweite ist erst gegen 20 Uhr wieder an Bord – zur Mitte des Abendessens.

Nach dem Abendessen ist die Observation Lounge dann wieder der beste Ort für den Tagesausklang. Sie befindet sich sogar oberhalb der Brücke, d.h. wir Passagiere haben eine bessere Aussicht als die Crew. Wir passieren zahlreiche weitere Eisberge und Gletscher, während immer wieder Wale und vereinzelt Robben zu sehen sind. Ehe man sich versieht, ist schon 22 Uhr.

Die letzten Pinguine des Tages kann man ich sogar direkt aus der Kabine beobachten. Besonders gut fotografieren kann man aus der Panoramakabine nicht, da sich eine immer größere Salzschicht auf der Scheibe bildet. Aber zum rausschauen reicht es allemal.

Tag 12: Nebel im Weddellmeer

Mit den Zodiac-Gruppen läuft es aktuell gut. Denn wer gestern bis 20 Uhr draußen war, muss heute um 6 aufstehen. Ich habe immerhin eine Stunde länger Zeit.

Von der atemberaubenden Sicht gestern ist leider nicht mehr viel übrig. So begrüßt uns der Kapitän mit den Worten „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“. Das ganze Schiff ist von Nebel umgeben, und man kann gerade mal bis zur Wasserkante sehen. Der geplante Ausflug findet trotzdem statt. Auf dem Schiff versauern möchte ja auch niemand.

Weddellrobben auf James Ross Island

Wir liegen direkt vor The Naze auf James Ross Island, 35 Kilometer vor der antarktischen Halbinsel. Die See ist komplett ruhig, nur wird durch den fehlenden Wind auch der Nebel nicht weggeweht. So finden die Zodiac-Fahrer die Anlandestelle auch nur mit Unterstützung der Brücke über Funksprüche.

An Land warten dann die ersten Weddellrobben dieser Reise auf uns. Im Gegensatz zu den Pelzrobben können die sich nicht auf ihren Vorderpfoten fortbewegen, sondern nur mithilfe des Körpers robben. Das sieht alles andere als elegant, aber sehr süß aus.

Wer mag, kann 100 Höhenmeter auf einen Aussichtspunkt hochlaufen. Die sportliche Betätigung tut gut, aber wirklich lohnenswert ist der Aufstieg heute nicht. Denn auch am Gipfel gibt es nichts als Nebel. Als die Crew vor zwei Stunden anlandete, berichtete sie noch von einer super Sicht über den Nebel hinweg.

Der Aufstieg über Sand und lose Felsen ist nicht ohne, und vor allem der Weg nach unten nicht ungefährlich. Ich bin immer erstaunt, was für „gefährliche“ Wanderungen man dem Publikum trotz des hohen Altersschnitts zumutet. Aber natürlich besteht auch immer die Möglichkeit, einfach unten zu bleiben. Und es ist eben eine Expeditions-Kreuzfahrt, keine Kaffeefahrt.

Besonders mystisch ist die Zodiac-Fahrt zurück, bei der ganz langsam das große Schiff aus dem Nebel auftaucht.

Kurz vorm Mittagessen hat eine kleine Gruppe an Interessierten die Chance, an einer Führung durch den Maschinenraum teilzunehmen. Dass es solch eine Tour überhaupt gibt, habe ich nur von anderen Gästen erfahren, eintragen kann man sich an der Rezeption.

Die Tour dreht sich zum großen Teil um die Aufbereitung von Abwasser und Trinkwasser, ist aber deshalb nicht minder spannend. So erfahren wir u.a., dass sich an Bord quasi eine kleine Kläranlage befindet, in der das Dreckwasser direkt aufbereitet wird. Frischwasser wird hingegen aus dem Meerwasser gewonnen und entsalzt. All das wurde auch im Rumpf des Schiffes gezeigt, Fotos dürfen leider nicht geteilt werden.

Spontaner Pinguin-Besuch auf Vortex Island

Eigentlich war für den Nachmittag ein Besuch der Paulet Island geplant: Ein geschichtsträchtiger Ort, an dem vor über 100 Jahren ein Team der Nordenskjöld-Expedition überwintern musste. Noch heute zeugt eine Ruine der Steinhütte davon.

Wir bekommen Paulet Island auf dieser Reise aber nicht zu Gesicht. Durch die Kombination aus Nebel und Eisbergen würde die Fahrt zu lange dauern. Daher irrt unser Schiff erstmal etwas durch die Gegend in der Hoffnung, dass der Nebel irgendwann aufklart.

So kommt es auch. Wir erreichen wieder eine Schönwetterfront, und gerade einmal 40 Minuten vor der geplanten Ankunftszeit wird das nächste Ziel angekündigt: Die kleine Insel Vortex Island. Schon aus der Ferne wirkt die sehr vielversprechend:

Nach dem Nebel ist es schön, wieder blauen Himmel zu sehen

Hier warten erneut Adelie-Pinguine auf uns, darunter zahlreiche Küken. Irgendwie sind die Eselspinguine ja deutlich fotogener, aber süß sind auch die Adelies:

Sehr schön sind auch die Eisformationen in ganz verschiedenen Formen, mal mit und mal ohne Loch. Schließlich darf ja das obligatorische Foto unseres Schiffes nicht fehlen, und das ist hiermit abgehakt:

Das Highlight kommt unerwartet: Ein Pinguin balanciert auf einem kleinen Stück Eis, als würde er extra für uns Kreuzfahrt-Passagiere seine besten Tricks präsentieren. Passend dazu sieht das Eisstück noch aus wie eine Walflosse. Als ich wenige Minuten später noch einmal daran vorbeilaufe, ist es schon abgebrochen.

Was für ein Glück, genau diesen Moment erlebt zu haben!

Das Wetter ist so gut, dass auch endlich mal der Panoramabalkon ausgefahren wird. Ich habe das Gefühl, dass einer der beiden defekt ist, da immer nur der auf der Backbordseite genutzt wird. Dennoch eine sehr schöne – und wenn man darauf steht etwas beängstigende – Sache:

Danach verlassen wir langsam das Weddellmeer. Es geht zurück in den Antarctic Sound und schließlich auf die andere (westliche) Seite der antarktischen Halbinsel.

Die Durchfahrt, vorbei an verschiedenen Inseln, ist noch einmal sehr schön. Wir kommen unter anderem an einigen großen Wasserfällen vorbei. Die waren eigentlich schon für Mitternacht angekündigt, aber ich genieße sie lieber bei Tageslicht, denn wir müssen ja eh noch einmal dran vorbei.

Kurz vor dem Abendessen ziehen dann plötzlich starke Winde auf. Ich bin schon als ich die Wellen gesehen habe aufs Außendeck gerannt. Zwei Minuten später kommt eine Ansage von der Brücke: Es gebe starke, katabatische Fallwinde, die vom Gletscher kommen und über das Wasser ziehen. Wer auf dem Außendeck ist, solle bitte besonders auf sich aufpassen.

Das mache ich, und schaffe es bei 100 km/h Windgeschwindigkeit gerade so, ein möglichst wenig verwackeltes Foto zu schießen.

Manche Winde kann man sehen

Wer die schwarzen Punkte auf folgendem Foto erkennt: Das sind alles Pinguine, die hier dem Wind trotzen.

Ich bekomme auch den ersten Sonneneindruck der Antarktis mit. Was für eine tolle Lichtstimmung!

Das war der 2. Januar 2024. Und morgen geht es dann weiter auf der Deception Island.

Tag 13: Ein ganzer Tag auf Deception Island

Heute sind wir den ganzen Tag lang auf Deception Island unterwegs. Der Zusammenbruch eines Vulkanschlots hat hier vor rund 10.000 Jahren zur Bildung einer Caldera geführt. Diese ist heute als hufeisenförmige Insel zu erkennen. Und die Hufeisenform bedeutet: Mit dem Schiff kann man wunderbar hineinfahren.

So gilt Deception Island als Pflichtbesuch für Antarktis-Kreuzfahrten. Wir besuchen morgens die Whaler’s Bay (benannt nach den dortigen Walfangstationen) und später die Telefon Bay (benannt nach einem gleichnamigen Schiff). Dazwischen liegt eine einstündige Fahrt, die verdeutlicht, wie groß die ganze Insel ist.

Wettertechnisch haben wir kein besonderes Glück. Die ganze Insel ist in dichten Nebel gehüllt. Mit der Zeit klart es ein wenig auf.

Blick vom Schiff auf die Whaler’s Bay, Deception Island

Der Weg zum Aussichtspunkt lohnt sich durch den Nebel nur bedingt. Bei Sonnenschein könnte man von dort einmal über den ganzen Calderasee bis zur anderen Seite des Hufeisens blicken. Jetzt sieht man immerhin das Schiff und im Hintergrund Neptune’s Window. Dort haben die Seeleute früher einen Blick auf die Wetterbedingungen geworfen:

Die verlassene Siedlung ist auch bei Nebel absolut sehenswert. Eigentlich kommt sie bei diesem Wetter sogar erst recht zur Geltung, denn Rost und Nebel harmonieren sehr gut miteinander.

Wildlife gibt es hier nicht allzu viel, mit einer Ausnahme. Wir können unseren ersten Seeleoparden aus der Nähe betrachten, bislang gab es sie nur auf Distanz während der Durchfahrt. Geduld wird belohnt, denn alle paar Minuten gähnt der Seeleopard und reißt sein Maul ganz weit auf:

Zeit dafür bleibt diesmal genug, denn wir haben fast zwei Stunden, um alles zu erkunden. Deception Island wurde außerdem als Standort fürs Eisbaden ausgewählt. Wer mag, kann sich mit Badehose ins Wasser (Temperatur an die 0 °C) stürzen und erhält dann ein entsprechendes Zertifikat. Nichts für mich – mir ist schon die Ostsee zu kalt zum Schwimmen.

Hier noch ein paar Eindrücke dieser atmosphärischen Bucht:

Wir sind gegen 10 Uhr zurück an Bord, dann folgt die andere Hälfte und wir dürfen etwas Zeit bis zum Mittag vertrödeln. Ich habe so endlich mal die Gelegenheit, ein paar Zodiac-Gäste beim Nasswerden zu fotografieren. Denn ein paar Wellen hat es selbst in dieser geschützten Bucht.

Als alle wieder auf dem Schiff sind, geht es weiter nördlich durch die Caldera, das Schiff verholt zur Telefon Bay. Dort gibt es vulkanische Krater, und mehrere Wege um diese zu erkunden.

Der längste davon ist ein wenig abenteuerlich, da wir einen ca. 45 Grad steilen Kieshang hinunter müssen. Das geht nur mit einer Kombination aus Laufen und Rutschen, klingt aber schlimmer, als es ist. Je weiter oben, desto besser ist natürlich (trotz Nebel) der Rundumblick.

Zur Einstimmung auf die Wanderung hieß es per Durchsage: „Das Schöne hier ist die Abwesenheit von Dingen“. Tatsächlich punkten aber doch ein paar Tiere durch Anwesenheit: Ein Eselspinguin hüpft aus dem Wasser und auf einem Schneefeld grüßen mehrere Weddellrobben.

Auch abseits der Krater hält Deception Island sehenswerte Natur-Formationen bereit, u.a. rotes Vulkangestein und grüne Flechten. Zusammen mit den weißen Schneefeldern ergibt das einen schönen Kontrast.

Deception Island verkörpert nicht unbedingt das, was man mit der Antarktis verbindet. Aber dafür ist der Tag eine schöne Abwechslung zu den ganzen Eisbergen und Pinguin-Kolonien der letzten Tage.

Ab 15 Uhr gibt es dann wieder Waffeln und Eis auf dem Pooldeck. Ich bin heute besonders faul und stelle fest, dass man sich beides auch in die Observation Lounge „liefern“ lassen kann und so nochmals 50 Schritte einspart.

Apropos Observation Lounge… Nachdem ich hundertmal an dieser Kunstinstallation vorbeigelaufen bin, darf auch ein Foto hier im Reisebericht nicht fehlen:

Abends gibt es im Buffet-Restaurant ein südamerikanisches Buffet. Ich fühle mich bei den zahlreichen Steaks fast wie bei einem brasilianischen Rodizio und genieße dazu noch ein paar Krabbenbeine.

Tag 14: Gletscher, Wale und Pölser

Heute ist der 4. Januar und somit unser vorletzter Tag in der Antarktis, ehe dann die Rückfahrt durch die Drakepassage ansteht. So langsam macht sich bei mir das wehmütige Gefühl breit, dass die Reise bald vorbei ist. Daran möchte ich zwar gar nicht denken, aber es geht leider nicht anders.

Paradise Bay

Etwas Ablenkung soll heute zunächst eine Zodiac-Fahrt schaffen. Denn wir sind in der Paradise Bay angekommen, und die zählt (laut Tagesbroschüre) zu den schönsten Buchten der Welt.

Vom Schiff aus gibt es schon diese Forschungsstation zu sehen

Davon bekommen wir zunächst nicht viel mit, denn es ist neblig und schneit intensiv. Ich habe aber bisher noch keinen einzigen Ausflug ausgelassen und werde auch heute nicht damit anfangen. Zudem ist das Wetter noch besser als angekündigt, denn prognostiziert war Regen statt Schnee.

Nach ein paar Minuten auf dem Schlauchboot, verschwindet die anfängliche Skepsis dann schnell. Die Berge im Hintergrund kann man höchstens erahnen, aber die Fahrt vorbei an Eisbergen und der Gletscherkante ist trotzdem toll. Gelegentlich hat der Motor mit großen Eisstücken zu kämpfen, aber zum Glück haben die Gruppen vor uns schon den Weg durchs Eis gebahnt.

Besonders toll finde ich, wie blau die Eisberge bei diesem Wetter leuchten – als hätte jemand im Inneren blaue LED-Streifen platziert.

Zum Abschluss der einstündigen Rundfahrt wartet zwischen den Eisbergen ein Boot mit heißer Schokolade auf uns. Im dichten Schneetreiben eine besonders nette Idee.

Kleiner Getränke-Stopp

Bei vielen anderen Reedereien ist Paradise Bay auch der Ort, an dem (gegen Gebühr) Fahrten mit dem Kajak angeboten werden. Bei uns ist das leider nicht der Fall. Die einzige optionale Exkursion wäre Zelten in der Antarktis (für knapp 500€).

Zum Mittagessen gibt es heute Pölser (Hot Dogs), Fischbrötchen, Freibier und ein wenig mehr auf dem Pooldeck. Dafür bleibt das Lido-Restaurant geschlossen.

Das Wetter ist derweil ein klein wenig besser geworden, und man kann zumindest ein paar nahegelegene Berge erkennen.

Wale und Lemaire-Kanal

Während wir bei den Hot Dogs stehen, klicken auch schon wieder die Kameras: Es tummeln sich erneut zahlreiche Wale rund ums Schiff. Trotz des Wissens, dass die bisherigen Walfotos ohnehin nicht zu toppen sind, halte ich immer weiter mit der Kamera drauf.

Wenig später passieren wir den Lemaire-Kanal: Eine Meerenge zwischen knapp 1.000 Meter hohen Bergen. Am Rand des Kanals gibt es nicht nur Abbruchkanten der Gletscher zu bestaunen, sondern auch Pinguinkolonien. Diese reichen erstaunlich weit den Berg hoch und sind gut an den Pinguin-Highways erkennbar, die alles verbinden.

Pinguin-Highway zum Stein oben rechts und dann noch weiter

Die Landschaft ist hier wieder mal wunderschön. Entsprechend voll ist es auf den beliebten Foto-Spots am Bug des Schiffes, wobei es v.a. auf Deck 9 nie unangenehm wird.

Wer es etwas ruhiger haben will, geht ans Heck des Schiffes. Die Sicht ist quasi die gleiche, nur sieht man halt alle Dinge erst ein wenig später.

Einen der besten Tipps für diese Kreuzfahrt lerne ich erst kurz vor Schluss kennen: Ein Handtuch mitnehmen und die Kamera darin einwickeln, um sie vor den Schneeflocken zu schützen.

Pinguin-Straßen auf der Petermann-Insel

Unser zweites Ziel heute liegt direkt hinter dem Lemaire-Kanal: Die Petermann-Insel, benannt nach einem deutschen Geographen. Mit 65° südlicher Breite ist sie zudem der südlichste Punkt unserer Reise (wie auch vieler anderer Antarktis-Kreuzfahrten).

Begrüßt werden wir zunächst von einem kleinen Eisberg-Friedhof. Hier sind einige Eisberge auf Grund gelaufen und kommen nicht mehr los.

Nach den zahlreichen spektakulären Stopps erwarten viele von uns nicht besonders viel von diesem Stopp – und werden positiv überrascht. Wir können endlich die Penguin Highways aus der Nähe betrachten. Bis zu 50 Zentimeter tief haben die Pinguine ihre Wege im Schnee etabliert und weichen nur selten von ihnen ab. Die Scheu vom Menschen haben sie dabei offenbar verloren.

Abseits der Highways wechseln die Pinguine gerne mal vom Watschel- in den Liegemodus. Es wirkt, als wollten sie auf dem Schnee schwimmen. Tatsächlich sind sie dabei aber erstaunlich schnell, es sieht nur sehr ulkig aus.

Wir haben 77 Minuten Zeit dafür, und das ist mehr als genug. Ich habe ohnehin nicht erlebt, dass jemand etwas gesagt hätte, wenn die Zeit an Land etwas überschritten wurde. Aber allzu sehr übertreiben sollte man es nicht.

Sobald die Zodiacs wieder verladen wurden, geht es auch schon wieder zurück in Richtung Norden. Dabei erleben wir erstmals, was Stau in der Antarktis bedeutet: Wir müssen zunächst warten, bis ein Schiff von National Geographic vorbei ist, und dann noch einmal für die Scenic Eclipse Halt machen. Insgesamt sind in dieser Saison rund 50 Schiffe in der Antarktis unterwegs.

Bislang sind wir nur wenigen anderen Schiffen begegnet, am Lemaire-Kanal ist allerdings viel los

Damit es während der Wartezeit nicht langweilig wird, gibt es noch mal ein Schauspiel von mehreren Buckelwalen. Diese sind gerade am Fressen und drehen sich dabei auch mal auf die Seite. Nach ein paar Versuchen gelingt es mit manuellem Fokus, den Moment halbwegs einzufangen:

Das 283. Wal-Foto dieser Reise (Zahl frei erfunden)

Bei der Fahrt durch den Lemaire-Kanal erkennt man vor lauter Nebel kaum das Schiff vor uns. Zum Glück ging das auf dem Hinweg noch besser.

Abends liegen wir in der Dorian Bay, wo sich 15 Leute mitsamt Zelten zu ihrem Camping-Ausflug begeben. Währenddessen lässt sich ein tolles Panorama der Bucht bewundern.

Blick über die Dorian Bay in der Antarktis

Tag 15: Das letzte Mal Antarktis

„Das Beste kommt zum Schluss“ dachte sich wohl Hapag-Lloyd, als sie den Plan für diese Antarktis-Reise erstellt haben. Am letzten Tag in der Antarktis bleiben wir in der Region Danco-Küste und steuern hier noch zwei weitere, tolle Ziele an.

Zunächst geht es nach Damoy Point, wo zwei Schutzhütten stehen und ein Gletscher erklommen werden darf. Nachmittags steht Neko Harbour im Programm, wo erneut Eselspinguine mit ausgeprägten Pinguinpfaden warten.

Damoy Point: Kleine Gletscherwanderung

Damoy Point ist der Ort, an dem wir gestern die Camper abgesetzt haben, daher ist es heute morgen direkt wieder an der Reihe. Diesmal dürfen aber alle an Land – eine Gelegenheit, die von ca. 70% der Gäste genutzt wird.

Das Wetter schwankt hier wieder zwischen leichtem und starkem Schneefall. Offenbar gehört das bei unserer Reise dazu: Wenn immer wir auf Gletschern oder einer Schneedecke unterwegs sind, gibt es auch den zugehörigen Niederschlag.

So ist der Gletscher mit einer dicken Schneedecke bedeckt. Unser Expeditionsleiter bahnt trotzdem einen Weg zum Grat auf ca. 100 Höhenmetern. Für diese Wanderung hätten sich das erste Mal Schneeschuhe angeboten, aber irgendwie geht es auch ohne. Prinzipiell sind Schneeschuhe für die Gäste an Bord vorhanden, aber freigegeben wurden sie während unserer Reise nicht.

Mit Gummistiefeln durch den Tiefschnee

Obwohl die Sichtweite anfangs nicht die beste gibt, eröffnet sich vom Kamm aus eine gute Sicht auf Port Lockroy. Dort befindet sich eine ehemalige britische Forschungsstation, die heute Museum und Poststation beheimatet.

Blick auf Port Lockroy. Wegen der Vogelgrippe für Besucher geschlossen

Weiter unten befindet sich auch wieder eine Eselspinguin-Kolonie. Dort fällt erneut auf, wie spät die Pinguine dieses Jahr dran sind. Küken bekommen wir in Damoy Point nicht zu Gesicht, nur bebrütete Eier.

Dabei hatte ich eigentlich extra in der Hoffnung auf viele Babypinguine die spätere Tour über Weihnachten gebucht. Aber so ist das halt mit der Natur: Genau vorhersagen lässt sich nichts.

Die Eselspinguine sind hier noch fleißig am Brüten

Landschaftlich ist die Gegend hier die schönste unserer Antarktis-Reise. Und ein Gutes hat die Wolkendecke: Ich spare mir die Sonnencreme.

Neko Harbour: Wenn Straßen zu Autobahnen werden

Vom Damoy Point geht es nun noch einmal ein Stück weiter nach Osten, nämlich in den Neko Harbour. Auch der ist einer der Top-Stopps in der Antarktis und selbst bei Wolken plus Nebel verstehe ich schnell, wieso.

Eingerahmt ist auch diese Bucht von zahlreichen Gletschern und Steinklippen. Während der Einfahrt passiert uns ein unglaublich hässliches kleines Segelschiff, das nicht so recht in die traumhafte Landschaft passen will. Da ist unsere Hanseatic Spirit deutlich fotogener.

Wellen gibt es in dieser geschützten Bucht kaum und so wird auch unsere letzte Anlandung mit dem Zodiac ein Erfolg. Die Gefahr ist hier eher, dass ein großes Stück vom Gletscher abbricht und dann das Zodiac zum Kentern bringt. Wir bekommen zumindest mit, wie ein Stück von einem Eisberg abbricht und dieser dann stark hin und her schaukelt.

An Land (unser 2. Mal auf der antarktischen Halbinsel) gibt es dann erneut Eselspinguine zu sehen. Das mag klingen, als würde langsam eine kleine Pinguin-Müdigkeit einsetzen – aber tatsächlich ist es immer wieder toll, dem Gewusel in der Kolonie zuzuschauen.

Auch in Neko Harbour liegt einiges an Schnee. Das führt dann zu den markanten Pinguin-Pfaden, die hier besonders tief sind. Von den Tieren schaut, wenn überhaupt, dann nur noch der Kopf heraus. Wenn wir gestern auf der Petermann-Insel Penguin Highways gesehen haben, dann sind das hier mindestens Freeways (also Autobahnnen).

Einzelne Tiere, die sich nicht auf ihre Autobahnen verlassen, robben auch hier einfach über den Schnee. Das geht abwärts deutlich besser als den Berg hoch – Schwerkraft sei dank.

Pinguine haben natürlich Vorfahrt, und so watschelt eine Gruppe aus 10 Menschen schon mal einem Pinguin hinterher.

Das Ziel dieser kleinen Wanderung: Ein Aussichtspunkt oberhalb der Pinguinkolonien, der wirklich einen unfassbar guten Blick auf die Umgebung bietet:

Neko Harbour ist der letzte Landgang auf unserer Reise. Nach 90 Minuten an Land trete ich daher nur widerwillig den Weg zurück zum Schlauchboot an. Dort ein letzter Blick zurück: Tschüss, all ihr Eselspinguine – und bis zum hoffentlich nächsten Mal.

Zurück an Bord muss ich noch eine Sache nachholen. 15 Tage nach dem Boarding traue ich mich ein erstes und letztes Mal in den Schiffs-Pool auf Deck 8. Der ist grob geschätzt 8 x 2 Meter lang und mit (aufgeheiztem) Meerwasser gefüllt. So kann ich doch noch behaupten, einmal in der Antarktis gebadet zu haben – nur halt bei 28° statt 0 °C Wassertemperatur.

Ein Orcabschied

Auch, wenn unser letzter Landgang in der Antarktis vorbei ist: Verlassen haben wir den Kontinent noch nicht. Vom Schiff aus gibt es in den nächsten Stunden noch einmal einiges zu sehen.

Das beginnt noch im Neko Harbour, wo direkt an der Eiskante Orcas und später Buckelwale gesichtet werden. Ich verfolge das Naturschauspiel zunächst aus der Observation Lounge, später vom offenen Bug (Spirit Walk) aus. Einmal taucht der Wal nur ca. 10 Meter vom Schiff entfernt ab. Wie schön, dass der Bug unseres Schiffes begehbar ist.

Eisberg, Pinguin und Wale auf einem Foto

Auf dem Weg nach Hause ist noch Zeit für einen kleinen Umweg durch den Errera-Kanal. Der vereint alles, was die Antarktis zu bieten hat: Eine enge Passage mit einem Seeleoparden auf einer Eisscholle, Gletschern auf beiden Seiten und springenden Pinguine.

Als wäre das noch nicht genug, tauchen ca. 200 Meter neben dem Schiff auch noch einmal Orcas auf. Es werden also noch einmal alle Geschütze aufgefahren, um den Abschied so einfach schwer wie möglich zu machen.

Die letzten Fotos in der Antarktis lasse ich mir nicht nehmen und verpasse so erstmals das Abendessen.

Abends stoße ich durch Zufall auf eine unangekündigte Cocktail-Party im Bereich der Rezeption. Eigentlich eine nette Überraschung, aber ein kurzer Hinweis darauf wäre doch schön gewesen. Ich hätte sie beinahe verpasst (und war so schon eine Stunde zu spät), da der Weg von der Observation Lounge zum Zimmer dort gar nicht vorbeiführt.

Tag 16: Auf der Drake-Passage

Unser letzter reiner Seetag ist lange her, aber heute ist es wieder so weit. Mittlerweile haben wir auch die schützenden Gewässer der Antarktis verlassen und die Wellen deutlich zugenommen. Das ist sie also, die sagenumwobene Drake-Passage. Auf dem Hinweg hatten wir sie ja durch den Umweg über Südgeorgien umfahren.

Hier erleben wir die bisher stärksten Wellen unserer Reise. Und es sind auch die bisher unangenehmsten, denn regelmäßig knallt das Schiff auf die Wasseroberfläche und macht dabei einen ziemlichen Lärm. Stampfen ist dafür der Fachbegriff, während wir bisher vor allem ein Rollen (= Wellen kommen von der Seite) erlebt hatten.

Gegen das Stampfen ist der Stabilisator machtlos, und so werfe ich erstmals auf der Reise die Übelkeitstabletten ein. Besserung tritt beinahe sofort ein, nur der Appetit leidet doch merklich.

Es heißt immer, man hätte nur die Wahl zwischen Drake Shake (Schiff wird durchgeschüttelt) und Drake Lake (eine fast ruhige See). Tatsächlich liegen die Wellen mit 4 Metern noch deutlich unterhalb dessen, was bei starkem Wind möglich ist. Insofern bin ich froh, dass es nicht 8 Meter sind.

Von oben sehen die Wellen noch halbwegs harmlos aus

Ein netter Zeitvertrieb ist ein Besuch auf der Brücke (Deck 7). Die steht den Gästen den ganzen Tag über offen, sofern nicht ein rotes Schild das Gegenteil besagt. Da das Schiff ohnehin die meiste Zeit mit Autopilot unterwegs ist, beantworten die Kadetten und Offiziere gerne Fragen zu all den Bildschirmen mit zahlreichen Informationen. Interessant ist auch die Windkarte: Ab heute Nachmittag sollen die Wellen noch einmal zunehmen.

Ich nutze die freie Zeit abermals für ein paar Gespräche in der Observation Lounge, zum Sortieren der Fotos und Tippen an diesem Reisebericht.

In der Observation Lounge gibt es nicht nur zahlreiche Sofas und Tische, sondern auch eine kleine Bar

Auf See hat man ohnehin nicht viel zu tun, also ist für mich heute ein letztes Mal Waschtag. Leider gibt es an Bord keine öffentlichen Waschmaschinen, sondern passend zur Luxus-Zielgruppe nur einen kostenpflichtigen Wäscheservice. Nachdem ich schon in Ushuaia schlechte Erfahrung mit schrumpfenden Pullovern gemacht hatte, wasche ich das meiste lieber per Hand. Durch die beheizte Wand im Bad trocknet das meiste ohnehin innerhalb eines Tages. Zusätzlich gibt es eine kleine, ausziehbare Wäscheleine.

Über den Tag verteilt finden auch wieder mehrere Vorträge Platz, u.a. ein letzter „Recap“ mit Rückblick auf unsere letzten Tage in der Antarktis. Toll, was wir alles gesehen haben!

Zum Abendessen gibt es heute noch einmal gratis Kaviar. Danach steht der Farewell Cocktail an, die Abschieds-Veranstaltung dieser Reise. Wir sind zwar morgen nochmals den meisten Tag auf See, allerdings müssen da schon die Koffer gepackt werden und für so ein Event wäre wenig Zeit. Nach der Rede von Kapitän und Expeditions-Team wird der schiffseigene Shanty-Chor auf die Bühne gebeten. Bei Getränken und Gesprächen klingt der Abend dann langsam aus.

Im Zimmer schaue ich aufgrund der Wellen in eine immer dicker werdende Salzkruste auf der Scheibe. Zum Glück gibt es jetzt eh nicht mehr viel zu fotografieren:

Das Fenster wurde seit dem Verlassen von Ushuaia nicht geputzt

Das Einschlafen bereitet mir heute ziemliche Probleme, denn die Wellen sind tatsächlich nochmals stärker geworden. Ich liege noch über eine Stunde wach, da alle paar Minuten dieses Achterbahn-Gefühl der Schwerelosigkeit einsetzt.

Tag 17: Durch den Beagle-Kanal nach Ushuaia

Es ist irgendwie ein komisches Gefühl. Eigentlich ist die Reise seit dem Farewell Cocktail schon mehr oder weniger vorbei und die Crew hat sich schon verabschiedet. Trotzdem werden wir alle noch einen gemeinsamen Tag auf dem Schiff verbringen.

So liege ich morgens mit einem lachenden und einem weinenden Auge im Bett. Lachend, weil wir eine tolle Zeit an Bord hatten und die Reise selbst meine höchsten Erwartungen übertroffen hat. Weinend, weil die 18 Tage unglaublich schnell vergangen sind, und ich nicht nur die tausenden Pinguine, Wale und Eisberge vermissen werde, sondern auch die tolle Gesellschaft an Bord.

Aktuell gewinnt das tränende Auge. Natürlich werden noch ein paar Nummern (und Fotos) ausgetauscht, um den Abschied einfacher zu machen – aber von den meisten wird man nie wieder etwas hören.

Nach Frühstück ist mir wegen des Wellengangs weiterhin nicht zumute. Da ein leerer Magen bei Seekrankheit auch nicht gut ist, nehme ich aber zumindest ein paar Bissen zu mir.

Auch das Baden im Pool wäre heute keine gute Idee mehr. Ich bin erstaunt, dass der Pool morgens überhaupt noch geöffnet ist, als das Wasser schon merklich überschwappt. Ein wenig später werde ich beim Fotografieren klitschnass, da prangte aber auch schon das Closed-Schild an der Pooltreppe.

Auch später stehen die Zeichen klar auf Abschied: Im Laufe des Tages müssen die Gummistiefel und blauen Parkas abgegeben werden, und irgendwann werden auch die Ferngläser auf der Kabine eingesammelt. Zwischendurch gibt es nochmals verschiedene Vorträge, spannend ist jener zur Fliegerei in der Antarktis. Denn heutzutage landen regelmäßig Jets im ewigen Eis, v.a. für die Forschungsstationen.

Wir erhalten außerdem ein Feedback-Formular, das ich gewissenhaft ausfülle. Außerdem gibt es einen USB-Stick mit einem Logbuch der Reise ausgehändigt. Dort steht in Tagebuchform noch einmal all das, über das ich hier im Reisebericht geschrieben habe, nur weniger ausführlich und mit weniger Fotos.

Die Wellen nehmen ab Mittag deutlich ab und kurz darauf erreichen wir auch schon den schützenden Beagle-Kanal. Diesmal gibt es dazu besten Sonnenschein, sodass die Durchfahrt nochmal ein eigenes Highlight ist. Ich sehe zudem die letzten Pinguine dieser Reise: Auf der Isla Martilla im Beagle-Kanal brüten zahlreiche Magellan-Pinguine. Die kann man auch per Tour von Ushuaia aus besuchen.

Heute erhalten wir auch wieder die Reisepässe zurück, die zum Beginn der Reise abgegeben werden mussten. Mit Freude stelle ich fest, dass es sowohl für die Falklandinseln als auch Südgeorgien einen Stempel gegeben hat.

Um 20 Uhr erreichen wir dann wie angekündigt den Hafen von Ushuaia. Viele Gäste brechen nochmal zu einem kurzen Rundgang durch die Stadt auf, und ich schließe mich an. Wir sind nicht die einzigen mit der Idee. Der ganze Ort ist trotz der späten Stunde bevölkert von farbigen Parkas der ganzen Kreuzfahrt-Unternehmen.

Ankunft in Ushuaia nach 18 Tagen auf See

Wer die Koffer noch nicht gepackt hat, muss dies am heutigen Abend noch machen. Sie müssen spätestens 2 Uhr nachts draußen im Flur stehen. Von dort aus werden sie dann ohne unser Zutun eingecheckt und auf den Flug nach Buenos Aires verladen. Wechselklamotten für morgen müssen also ins Handgepäck.

Die Nacht liegen wir festgemacht am Pier von Ushuaia. Die Wellen der letzten Tage sind also vorbei und die Kabine fühlt sich wieder an wie ein Hotelzimmer. Beste Voraussetzungen eigentlich zum Einschlafen, aber das gelingt heute überhaupt nicht. Ich liege fast die ganze Nacht wach und kriege kein Auge zu. Woran es liegt, kann ich mir nicht richtig erklären. Vermisst der Körper das Schaukeln, ist es der Abschiedsschmerz oder liegt es an der Ablenkung durch das nun wieder dauerhaft verfügbare Internet?

Tag 18: Bye Bye, Hanseatic Spirit

Die Ausschiffung ist für heute ab 9 Uhr angekündigt, um 12 geht dann der Charterflug nach Buenos Aires. Nach dem Frühstück packe ich noch die letzten Sachen ins Handgepäck und genieße dann ein letztes Mal den Blick aus der Observation Lounge. Von dort gibt es einen tollen Regenbogen über Ushuaia zu beobachten:

Die meisten Gäste sind auf den gleichen Flug nach Buenos Aires gebucht. Dieser hat aber nicht genug Platz für alle Gäste, und so wurden einige Passagiere auf die Linienflüge verteilt. Von einigen Passagieren muss man sich daher schon an Bord verabschieden, viele werden mich noch bis Buenos Aires begleiten.

Der Transfer vom Schiff zum Flughafen wird ebenfalls von Hapag-Lloyd organisiert. Wir fahren zuerst 10 Minuten mit dem Bus umher, um dann dort zu parken, wo man auch in 5 Minuten hätte hinlaufen können. Dann haben wir nochmals eine gute Zeit, um uns Ushuaia anzuschauen.

Das ist der perfekte Zeitpunkt für ein paar letzte Souvenir-Käufe, denn die ganzen Shops ja gestern Abend schon geschlossen. Es gibt in Ushuaia auch zahlreiche T-Shirts, Magneten, usw. mit Antarktis-Motiven zu kaufen.

Danach geht es dann weiter zum Flughafen. Die Bordkarten haben wir schon, Wünsche bzgl. der Sitzplatzwahl (Exit Row) konnten leider nicht berücksichtigt werden. Schön ist die Architektur des Terminalgebäudes, vor allem von innen.

Der Flug ist zwar nicht auf der Abflugtafel gelistet, hebt aber pünktlich in Richtung Buenos Aires EZE ab. Gute Voraussetzungen für die paar Passagiere, die gerade einmal zwei Stunden Umsteigezeit vor dem Anschlussflug nach Frankfurt haben. Wer die Abreise über Hapag-Lloyd organisiert hat, bleibt vor dem Rückflug noch eine Nacht im Four Seasons Hotel Buenos Aires.

An Bord wird zumindest ein kleines Mittagessen serviert. Das ist deutlich mehr als der Müsliriegel, den Aerolineas Argentinas normalerweise anbietet, schmecken tut es allerdings nicht.

Am Gepäckband in Ezeiza (so heißt der größere Flughafen) ist die gemeinsame Reise dann endgültig vorbei. Immerhin findet man sich dort am Gepäckband noch einmal gut wieder und kann ordnungsgemäß Tschüss sagen.

Für mich geht es nun noch weiter nach Montevideo und dann über Lima zurück nach Hause. Als ich die Flüge gebucht hatte, schien mir der kurze Abstecher noch eine gute Idee. Im Nachhinein hätte ich wohl lieber den Direktflug nach Frankfurt nehmen sollen, um die Erinnerungen an die Antarktis nicht durch neue Erlebnisse aus Uruguay zu verdrängen.

Mein Fazit zur Antarktis-Kreuzfahrt

Eine Reise in die Antarktis war schon länger mein Traum, und ich bin froh, diesen endlich erfüllt zu haben. Die Antarktis-Kreuzfahrt mit Hapag-Lloyd Cruises war meine erste Kreuzfahrt überhaupt und ein voller Erfolg. Und auch, wenn der Tourismus in dieser Gegend der Erde immer weiter zunimmt: Es ist ein einmaliges Gefühl, umgeben von blauen Eisbergen, springenden Pinguinen und blauem Himmel am Ende der Welt zu stehen.

Die Hanseatic Spirit ist, wie ihre Schwestern, ein Schiff, das kaum Wünsche offen lässt. Service und Speisen waren exzellent, selbst die günstigsten Kabinen sind unglaublich bequem und durchdacht, und in der Observation Lounge sowie den Außendecks kann man prima seine Zeit verbringen. Ein paar kleine Abzüge gibt es fürs teure Internet, das kostenpflichtige Wasser im Restaurant und die teilweise etwas chaotische Organisation – aber nichts davon hat die Reise groß getrübt.

Natürlich gehört immer auch ein bisschen Glück dazu, und das hatten wir auf dieser Reise. Denn die Reederei kann längst nicht alle Faktoren beeinflussen:

  • Das Wetter hat die ganze Zeit mitgespielt, sodass keine einzige Anlandung bzw. Zodiac-Fahrt ausgefallen ist. Wir konnten während der 18 Tage insgesamt 19 Mal von Bord. Bewölkung oder Schneefall nimmt man da gerne in Kauf.
  • Der Altersdurchschnitt war auf der Reise vergleichsweise niedrig, was mir als Alleinreisender U30 natürlich gelegen kam. So oder so waren fast alle Mitreisenden sehr gut drauf und man hat sich gut verstanden.
  • Wir hatten zahlreiche tolle Wal-Begegnungen, die sich nie vorhersagen lassen. Prinzipiell steigen die Chancen natürlich, je länger die Reise ist.
  • Es gab zwar Einschränkungen durch die Vogelgrippe, aber diese waren noch überschaubar. Wenn wir wenige Wochen später unterwegs gewesen und somit Fortuna Bay verpasst hätten, hätte es ganz anders ausgesehen.

Klar ist natürlich: Eine Reise mit Hapag-Lloyd Cruises ist alles andere als günstig, selbst mit einer reduzierten Rate, wie ich sie gebucht hatte. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an solch eine „once in a lifetime“-Reise. Diese konnte Hapag-Lloyd voll erfüllen, und durch obiges Glück sogar deutlich übertreffen.

Andere Passagiere schwärmten auch von Ponant und Silversea, die wie Hapag-Lloyd im Luxus-Segment anzusiedeln sind. Ebenfalls verlockend klingen (trotz niedrigerem Komfort) die noch kleineren Expeditionsschiffe (mit idealerweise maximal 100 Passagieren). Eine Reise mit Hurtigruten oder Viking mit 400+ Passagieren kann ich mir derzeit nicht vorstellen, denn die Zeit an Land sinkt dann drastisch.

Würde ich die Reise noch einmal buchen? Auf jeden Fall. Ich bin auch der Ansicht, dass die Kombination mit Südgeorgien die absolut richtige Entscheidung war, denn das Land ist mindestens so faszinierend wie die Antarktis selber. Wer von Ushuaia direkt nach Süden aufbricht, verpasst etwas.

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